Ines Balcik spricht Klartext
Ich kenne Ines Balcik schon lange. Wann ich sie das erste Mal live und in Farbe gesehen habe, weiß ich nicht mehr, aber es wird wohl beim Texttreff-Workshopwochenende im beschaulichen Wendland gewesen sein. Es kann also gut und gerne zehn Jahre her sein. Seit letztem Jahr telefonieren wir einmal pro Woche um uns gegenseitig mit unseren Projekten zu unterstützen. Ihr jüngster Sohn hat gerade Abitur gemacht - herzlichen Glückwunsch!
Ines wohnt in einem Dorf im Großraum Frankfurt am Main, und das inzwischen schon viel länger, als sie je gedacht hätte. Es wird Zeit für etwas Neues, sagt sie.
Ihre drei Söhne sind inzwischen 18, 23 und 25 Jahre alt und damit längst aus dem Gröbsten heraus
EInes der oben angesprochenen Projekte ist das interkulturelle Portal kandil.de, das Ines seit dem Jahr 2000 betreibt und das kurz vor einem umfangreichen Relaunch steht.
BERUF
Ines, welchen Beruf hast du ausgeübt, bevor du Kinder hattest?
Ich habe nach dem Studium einige Jahre an einem wissenschaftlichen Institut gearbeitet.
Welchen Beruf übst du heute aus?
Inzwischen arbeite ich schon seit vielen Jahren als freie Lektorin und Autorin.
Was hat dich zum Wechseln bewogen?
Wir sind aufs Land gezogen, als der älteste Sohn einige Monate alt war. Anfangs bin ich noch einmal in der Woche nach Frankfurt gefahren, um als freie Mitarbeiterin weiter am alten Arbeitsplatz zu arbeiten. Internet gab es damals leider noch nicht und damit nur eingeschränkte Möglichkeiten, von zu Hause aus zu arbeiten. Außerdem war es schön, wenigstens für einen Tag wieder ganz in den Beruf einzutauchen.
Als die beiden anderen Kinder dazukamen, war es für mich endgültig einfacher, freies Arbeiten mit dem Muttersein zu koordinieren. Ich hatte überhaupt keine Lust, Zeit mit Pendeln in die Stadt zu verbringen, nur dort hätte ich einen Angestelltenjob gefunden. Der Aufwand hätte sich weder zeitlich noch finanziell gelohnt.
Was empfindest du als die größten Schwierigkeiten beim Arbeiten mit Kind?
Leicht ist es nicht, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen: Zeit für die Kinder, Zeit für den Alltag, Zeit für die Arbeit, Zeit für den Partner und Zeit für sich selbst. Mir war es immer wichtig, das Verhältnis so gewichten zu können, wie es gerade am besten zur Lebenssituation passte.
Foto: Ines Balcik
Wie hat sich deine Einstellung zur Arbeit verändert, seit du Kinder hast?
Ich wollte gerne weiterhin arbeiten, habe aber nie eine große Karriere angestrebt. Die Kinder haben mich erwachsen werden lassen und mir gezeigt, wie wichtig es tatsächlich ist, nicht nur zu leben, um zu arbeiten.
Stell dir Angela Merkel als Pummelfee vor, die dir drei Wünsche zum Thema Wohnen und Arbeiten mit Kindern erfüllt. Was würdest du dir von ihr wünschen?
Frauen bekommen das Arbeiten mit Kindern meist ziemlich gut hin. Vielleicht schafft es die Fee, dass auch Männer für ihre Kinder Arzttermine, Verabredungen, Sportereignisse, Geschenke organisieren und koordinieren können. ;-)
Der zweite Wunsch wäre, dass umgekehrt Kinder für Frauen nicht automatisch als Karrierehindernis interpretiert werden. Den dritten Wunsch halte ich mir als Joker frei.
Was ist dein Lieblingsort (in deiner Stadt oder anderswo) mit Kindern?
Der Klassiker für Regentage: Das Senckenberg-Museum in Frankfurt fasziniert alle Kinder und für Erwachsene gibt es auch genug zu sehen. Auch das Filmmuseum am Museumsufer ist für Familien spannend. Bei schönem Wetter lässt es sich in einem der öffentlichen Waldspielparks gut aushalten.
FAMILIE / FREIZEIT / LIFESTYLE
Findest du noch Zeit für dich und deine Hobbys? Welche sind das?
Hobbys kommen zu kurz, wenn die Kinder noch klein sind. Es gab Zeiten, in denen ich froh war, überhaupt mal zwischendurch zum Lesen zu kommen. Andererseits halten Kinder uns in Bewegung. Mir fehlte sie jedenfalls plötzlich, als ich morgens kein Kind mehr per Fahrrad in den Kindergarten bringen musste. Ich genieße sehr, dass ich mir jetzt wieder mehr Zeit für meine eigenen Interessen nehmen kann.
3 Dinge, die du in deinem Leben unbedingt noch tun möchtest („Bucket List“)
Nur drei? Mir fallen viele ein. ;-) Reiseziele gehören dazu, die Verwirklichung eines beruflichen Traums, über den ich noch nichts verraten möchte, und viele Sportziele. Zum Beispiel bin ich fest entschlossen, mit 80 Jahren den New-York-Marathon zu laufen. ;-)
An dieser Stelle möchte ich verraten, dass Ines eine wahre Sportskanone ist. Sie spielt Tennis, joggt, schwimmt in der nächsten Woche wieder einmal von Asien nach Europa und bewgt sich überhaupt in einer Woche mehr als ich im ganzen Jahr ;-)
Aber hier noch die letzte Frage:
Wenn du anderen Müttern mama-im-job.de empfehlen wollen würdest, was würdest du als Hauptgrund nennen?
Als berufstätige Mutter braucht man verlässliche Orientierungshilfen im stressigen Alltag, da ist mama-im-job.de der perfekte Begleiter!
Da sage ich doch mal ganz lieb DANKE! Auch dafür, dasss du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.
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# Link | Petra A. Bauer | Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 09. Juli 2014 um 01:41 Uhr in KARRIERE, Vereinbarkeit Familie & Beruf, Interviews
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Tags: Lektorin, kandil.de, Interview, Ines Balcik, berufstätige Mutter, Autorin
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