Von Tagen, die man mit Anlauf in die Tonne treten kann
Nichts läuft, wie es soll, dafür aber wie es will. Und überhaupt blockiert sich alles gegenseitig. Ich könnte die heutige Kolumne auch nennen: Drölfzig Tipps um garantiert nicht erfolgreich zu sein. Und weil das zum heutigen Tag passt: Im Grunde ist das hier nicht mal eine richtige Kolumne. Aber lest selbst.
TWENTYFOURSEVEN - DIE KOLUMNE VON PETRA A. BAUER
Mütter - nicht nur berufstätige - sind rund um die Uhr für alles zuständig. Und rund um die Uhr passiert auch irgendetwas. 24 Stunden lang, 7 Tage die Woche. TWENTYFOURSEVEN eben, wie man in den USA sagt.
Eben wollte ich schreiben: Eigentlich fing der Tag gut an. Aber das tat er nicht. Er begann nämlich um 5:30 Uhr - und das ist per se schon nicht gut. Vor allem dann nicht, wenn ich in der Nacht kaum geschlafen habe.
Montag, fünf Uhr dreißig, das ist seit drei Jahren der Startschuss für den Flughafen-Shuttle-Liebesdienst, den ich meinem Mann angedeihen lasse. Er fährt sich hin und ich werde in dieser Zeit immerhin so wach, dass ich das Auto dabei beaufsichtigen kann, den Weg zurück nach Hause alleine zu finden.
Neue Herausforderung: Nicht mehr nach Hause sondern zum Fitnessstudio fahren. Denn wenn ich sowieso schon unterwegs bin, kann ich ebensogut auch gleich Sport machen. Dann merkt der Schweinehund das nämlich nicht, der zu Hause im im Flur vor der Haustür herumliegt.
FIT IM SCHLAF?
Als ich wach war, befand ich mich schon auf dem Laufband. Turnte dann alle möglichen Geräte durch, weckte zwischendurch telefonisch die jeweils zur Schule müssenden Kinder (wozu ich mir einen Wecker gestellt hatte) und beendete das Training mit 35 Minuten auf dem Crosstrainer. Munter, fühlte mich fit. Zu Hause Duschung, Kaffee, dann Arbeit. So weit der Plan. Dusche und Kaffee - check!
Allerdings war die zu erledigende Arbeit nicht weit genug geplant. Normalerweise ist klar, was ich arbeitsmäßig mache. Allerdings hatte sich einiges angesammelt, da ich mir fußballbedingt ein Offline-Wochenende gegönnt hatte. In Hamburg mit der Hertha dem HSV drei Punkte klauen. Also Pause plus diverse To Dos. Zu schreibende Blogartikel (3), zu beantwortende Kooperationsanfragen (mehrere), privaten Behördenkram raussuchen müssen (ätzend, wird mit der Zeit immer ätzender hat sich aber immer noch nicht von alleine erledigt), Fotos für ein Interview raussuchen sollen und nicht wissen, wo die hin sind (viele Jahre alt), Interview transkribieren.
HYPER, HYPER!
Ich fühlte mich nach dem Sport total aufgeputscht, hyperaktiv, unkonzentriert, danebenfokussiert.
Nebenan lief ausnahmsweise der Fernseher. Olympia. Trug sicher nicht zu erhöhter Konzentration bei. V.a nicht, als ich den Siegeslauf von Maria Höfl-Riesch verfolgte.
Als hätte es das noch gebraucht, sah mich auch "das bisschen Haushalt" aus allen Ecken anklagend an. Normalerweise setze ich dann die Sonnnenbrille auf und sehe das nicht mehr, aber heute klappte auch das nicht. So viele Dinge, die ich tun sollte und müsste - und die blau-weiße Wolle neben mir.
Stricken? Nein, geht gar nicht. Ich hab ja so viel zu tun.
Ich hab mich lange gewehrt.
Andererseits ... das blaue Bündchen war ja schon fertig. Und die Videoanleitung zum zweifarbigen Patentmuster war ja auch schon in einem Fenster offen. Nur mal den Anfang machen ...
Man sieht die blau-weißen Längsstreifen auf dem Bild schon. Eine Mütze soll es werden. Für mich als Fan natürlich eine Hertha-Mütze, was sonst. Das hätte auch wirklich keine Eile, kalt ist es noch lange genug.
Ich habe auch nicht die ganze Zeit daran gestrickt, weil ich es mir ja eigentlich verboten hatte. Ich empfand das auch gar nicht als Prokrastination - eher als Verzweiflugstat angesichts eines total vermurksten "Arbeits"tages. Denn wenn ich wirklich prokrastiniere, bin ich damit glücklich. Das war ich heute nicht. Was, wenn das jetzt jedes Mal nach dem Sport so dämlich läuft?
Das kennt ihr vielleicht auch alles (Kennt ihr? Echt? Beruhigt mich mal in den Kommentaren, dass ich nicht die Einzige bin, die nach Wochenendpause und Frühsport so am Rad dreht, bitte). Dann kommt euch sicher auch der Moment bekannnt vor, in dem es fast eine Erlösung ist, wenn die Kinder fragen, wann es denn Essen gibt. Weil der vergurkte Arbeitstag mit dem Kochen dann offiziell ein Ende hat.
Ich tue den gebrauchten Tag dann mal beiseite, stricke noch ein bisschen weiter und versuche es morgen mit einem frisch glänzenden Tag nochmal neu.
Und beim nächsten Mal gibt es dann wirklich eine Kolumne. Isch schwör!
# Link | Petra A. Bauer | Dieser Artikel erschien am Montag, 10. Februar 2014 um 16:29 Uhr in Kolumne, Persönlich
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Tags: stricken, Sport, Prokrastination, Kolumne, Hertha BSC, Hertha, Fitness, Arbeit
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