Raus aus dem Unterbrechungs- und Motivationsloch!
Beinahe hätte ich diesen Beitrag nicht geschrieben. Von den ständigen Unterbrechungen hier ganz abgesehen, habe ich kein geeignetes Foto gefunden. Aber glücklicherweise dachte ich irgendwann, dass sich das mit dem Foto (oder einer Grafik) schon noch finden wird. Weil ich sonst noch genervter geworden wäre, als ich sowieso schon bin. Aber mir ist auch eine (unbequeme) Lösung eingefallen.
Büro Nr. 1
Hier ist gerade ein bisschen sehr viel los. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen - ich komme zu nüscht mehr. Ich bin hier die Feuerwehrfrau für alle Fälle und das entspricht nicht wirklich meinem Naturell. Vor allem nicht, weil ich immer ohne Vorwarnung alles stehen und liegen lassen muss.
Ich bin Einzelkind und mache sehr gerne Einzelkinddinge: Lesen, Schreiben, Zeichnen, Stricken, meinen Gedanken nachhängen ...
Man könnte natürlich fragen wieso ich dann vier Kinder habe. Das liegt daran, dass ich das Einzelkinddasein als Kind nur bedingt cool fand. Mangelnde Möglichkeit zur Kommunikation mit halbwegs Gleichaltrigen war beispielsweise ein Grund. Außerdem gehen Kinder normalerweise irgendwann aus dem Haus, aber das scheint nicht immer zu stimmen :-D
Natürlich wäre auch ich den Tränen nahe, wenn hier irgendwann niemand vom Nachwuchs hier wohnt, aber derzeit wünsche ich mir einfach nur mal drei Wochen ganz alleine hier im Haus. Für Einzelkinddinge und um hier mal eine Grundordnung hineinbringen zu können, ohne dass jeder Ort, den ich frei räume, sofort wieder zugekramt wird, a la "Hier war Platz!" Und um weiter an meinem Projekt zu arbeiten. Nun lasse ich mich schon extra coachen und komme trotzdem nicht voran.
Ach, aber da reichen drei Wochen dann auch nicht, fürchte ich.
UND DANN NOCH DAS ...
Heute habe ich mir mal die Zeit genommen und mich an den Rechner gesetzt. Bisschen Onlinebanking, irgendein Schreiben rausgeschickt. Versucht, mir ein Stückchen Lebensraum zurückzuerobern (aka Zeug entsorgen, das mir von der Family in den Weg gerümpelt wurde). Danach Mails gelöscht.
Inbox Zero? Haha, das werde ich in 70 Jahren nicht erreichen, aber ein bisschen von dem aktuellen Schrott sollte weg.
Aber eigentlich war das auch eine Übersprungshandlung. Weil ich befürchtete, wenn ich mich mit dem geplanten Kurs beschäftige, dass ich dann doch sofort wieder unterbrochen werde. Man sagt ja, dass man nach jeder Unterbrechung elf Minuten braucht, (um sich als SIngle auf Parship zu velieben) um sich wieder voll auf die Arbeit konzentrieren zu können. Da hier eher alle drei Minuten ein Unterbrecher naht und der Rechner dann fünf Minuten braucht, um wieder mitzuarbeiten, könnt ihr euch in etwa meinen Output vorstellen, oder?
Aber dieses sinnlose Löschen der Mails hat mich nur noch grummeliger und unzufriedener gemacht. Richtig hohl habe ich mich gefühlt. Ich hätte gerne eine andere Übersprungshandlung begonnen, nämlich ein Strickprojekt für #MissKleinkind. Damit hätte ich dann zumindest etwas GESCHAFFEN. Aber das erwartete (und dafür benötigte) Wollpaket kam einfach nicht an. Also war ich weiter innerlich nölig. Und äußerlich anscheinend auch, weil dann plötzlich alle herumzickten. Wirklich keine gute Arbeitsatmosphäre.
WAT NU?
Die Erleuchtung kam beim Sichten weiterer Mails: Ich fand eine Mail von Karen Abend, der Initiatorin von Sketchbook Revival. Es ging um die perfekte Idee für kreative Übungen, und dass die Idee alleine nicht genug ist, sondern dass es auf Regelmäßigkeit ankommt.
Während des Sketchbook Revivals habe ich täglich gezeichnet. Und aus Gründen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann, war es eigentlich kein Problem, dafür jeden Morgen eine halbe Stunde zu erübrigen. Das war auch noch vor meinen massiven Schlafstörungen, vielelicht deshalb. Karen Abend schrieb jedoch etwas, was ich eigentlich selber weiß, aber doch immer wieder vergesse: Die Idee ist eine Sache, aber regelmäßig Zeit dafür freizuräumen (scheduling), die andere.
"What’s the best time of day for you to do your practice each day?", fragt sie. "Are you a get-up-early and get-it-done-first-thing kind of person?" Nein, auf gar keinen Fall! Das war ich noch nie, und seit ich so grottenschlecht schlafe, bin ich das erst recht nicht. Aber, schoss es mir durch den Kopf, es ist tatsächlich die einzige Zeit des Tages, in der eine kleine Chance besteht, dass ich meine Ruhe habe.
Die Zeiten, wo #MissKleinkind den halben Vormittag verratzt hat, scheinen vorbei zu sein. Oft ist sie nun schon um halb 9 wach, und meine Überlegungen, ob ich was arbeite oder erst einen ruhigen Wachwerde-Tee trinke, sind damit meist obsolet. Heute hat sie mich sogar geweckt - da haben wir dann ausgiebig gekuschelt. Ich habe das sehr genossen, aber natürlich bringt mich das arbeitstechnisch keinen Tip-Top-Schritt voran.
MORGENSTUND HAT GOLD IM MUND. ÖRGS.
Meine Erkenntnis, die mich nicht wirklich begeistert: Ich muss zu irgendeiner Zeit aufstehen, die nicht die meine ist. Wenn ich vor acht aufstehen muss (eigentlich vor zehn, aber das habe ich mir schon mühsam abgewöhnt, obwohl das genau meinem Rhythmus entspricht), bin ich eher der sprichwörtliche Zombie. Muss ich dann beispielsweise noch Auto fahren, müsste man mich eigentlich wegen Schlaftrunkenheit am Steuer aus dem Verkehr ziehen. Ich hatte schon mal um zehn Uhr morgens einen Sekundenschlaf auf der Autobahn und das bedarf keiner Wiederholung.
Büro Nr. 2
Glücklicherweise arbeite ich ja im Home Office (derzeit aka Küche, obwohl ich so schöne Büros habe, seufz - und schon habe ich das Foto-Problem für den Beitrag gelöst!), da muss ich nur unverletzt die steilen Treppen heruntertaumeln. Funktionierenden Laptop besitze ich leider nicht mehr, sonst würde ich nach dem Aufwachen erstmal im Bett werkeln.
Also, auch wenn es mich ankotzt und ich nicht weiß, wie lange ich mit so wenig Schlaf auskomme, ich stelle mir den Wecker für morgen auf halb 7. Und dann werde ich berichten ob und was es gebracht hat. Stay tuned ...
DER NÄCHSTE MORGEN
So, jetzt bin ich heute Morgen extra einen Stunde eher aufgestanden, um die Chance zu haben, mal ein bisschen an meinem Business weiterzuarbeiten, ohne dass Miss Kleinkind sofort wieder auf der Matte steht. Ich habe also den Text im Foto nochmal überarbeitet und alle Felder in allen Formularen mit schönen Texten versehen. Dann habe ich endlich entdeckt, wie ich den DSGVO-Teil noch hinzufügen kann - und danach waren alle Formularfelder wieder automatisch übersetzt :-(((((
Dann hätte ich mir das frühe Aufstehen echt klemmen können, weil ich die Zeit gebraucht habe, um die tausend Felder nochmal neu zu betexten. Leider nicht mehr so persönlich wie vorher, weil ich einfach total davon angenervt war.
Aber immerhin bin ich letztlich trotzdem vorangekommen. Langsam, aber vorwärts.
DAS WOCHENENDE
Das Wochenende war eine Mischung aus totaler Hektik und Tiefenentspannung. Hektik deshalb, weil ich am Samstag auch den nicht hier lebenden Teil der Familie eingeladen hatte und ich somit für neun Leute Apfelstrudel gebacken und Bayerischen Kartoffelsalat fabriziert habe. Der Leberkäs hat sich glücklicherweise allein im Ofen gebacken ;-) Es wäre auch gar nicht so hektisch gewesen, wenn ich nicht vorher noch unbedingt im Wintergarten hätte rumräumen wollen und damit in Zeitnot geraten bin. Aber vernünftige Organisation war noch nie meine Stärke - dafür bin ich viel zu impulsiv. Schließlich ist mangelnde Impulskontrolle eines der Merkmale von ADS.
Als dann alle da waren, hatten wir einen lustigen Tag, v.a. weil Kind 2 ein "neues" Spiel mitgebracht hatte. Neu, weil sie es zum Geburtstag bekam, und die Anführungsstriche, weil es "Spiel des Jahres 1990" war.
Am Sonntag war es dann wirklich ruhig. Wir haben den Pool abgebaut (bei 17°C Wassertemperatur wollte da niemand mehr hinein) und danach habe ich eigentich nur im Wintergarten gesessen und an den Paelastights für Miss Klenikind gestrickt - das Strickprojekt, das ich neulich gerne als Übersprungshandlung gehabt hätte.Die Wolle kam am Samstag an.
Natürlich hätte ich die Zeit ebensogut am Rechner mit Arbeiten verbringen können. Aber diese Zeit, in der ich nicht ständig für Miss Kleinkind zuständig bin, brauche ich auch zum Auftanken. Außerdem ist ruhige Familytime am Wochenende sehr wichtig für mich.
UND HEUTE?
Montag! Da ich in den letzten beiden Tagen noch miserabler geschlafen habe als sonst (dass das überhaupt noch geht ...!), habe ich bewusst keinen Wecker gestellt. Und heute ist das auch ok für mich.
Ich habe mir als Erstes nochmal durchgelesen, was ich am Anfang geschrieben hatte. Ich kann auch noch gut nachvollziehen, wie ich mich gefühlt habe, aber da ich am Wochenende meine Batterien aufgeladen habe, bin ich deutlich entspannter. Außerdem bin ich ja am Freitag ein wenig vorangekommen. Vielleicht schreibe ich heute den ersten EVERLOVELETTER. Dann wäre ich wieder einen Schritt weiter. Vielleicht nutze ich aber auch mein Evernote und organisiere hier im Haus etwas um. Dann wäre ich auch weiter.
Ich habe vorhin beim Lesen gedacht, oje, da warst du ja mies drauf, soll das wirklich veröffentlicht werden? Ich habe mich dafür entschieden, weil ich es wichtig finde, auch mal zu zeigen, was alles NICHT läuft. Und heute geht es ganz gut. Miss Kleinkind ist total lieb, und früh aufstehen kann ich auch morgen noch. Dafür schreibe ich mir wieder abends auf, was ich machen möchte - wie am letzten Donnerstagabend für Freitag:
Die ersten drei Dinge konnte ich auf jeden Fall abhaken und habe da sogar mehr gemacht als draufstand.
FAZIT
Zwei Dinge können helfen (jedenfalls in meinem Fall, aber probiert es selbst einmal aus):
- Morgens eine Stunde früher aufstehen als es angenehm ist
- Eine Möglichkeit finden, die Akkus wieder aufzuladen, damit ich nicht bei jedem Mist gleich das Ende nahen sehe ;-)
Was mich nun brennend interessiert: Hat sich eine von euch in diesem Beitrag wiedererkannt?
Ich wünsche euch eine tolle Woche!
Liebe Grüße
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Ich danke euch von Herzen
# Link | Petra A. Bauer | Dieser Artikel erschien am Montag, 03. September 2018 um 13:13 Uhr in KARRIERE, Zeitmanagement / Produktivität / Organisation, Business
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Tags: Wie mit Unterbrechungen arbeiten, Unterbrechungen, raus aus dem motivationsloch, mama arbeitet, Karriere, Business, arbeiten mit kind, arbeiten mit familie
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