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Müssen Mütter immer Vorbild sein?

Heute ist Tag der Frau. Ich kann mich noch gut an das Jahr der Frau erinnern, obwohl ich da erst 11 war. Meine Eltern hielten es für Quatsch und meine Grundschullehrerin nahm es zum Anlass, sich anstelle von "Fräulein H." nun "Frau H." nennen zu lassen. Was wir Schüler alle höchst merkwürdig fanden. Zumal sie uns wenig später das Du anbot und fortan "Christiane" für uns war (was ich noch seltsamer fand).

Ich konnte die Frau nicht ausstehen, aber eines habe ich von ihr gelernt: Dass man Erwachsene als Vorbilder nicht zu ernst nehmen sollte.

 

An manchen Tagen kann man einfach kein erwachsenes Vorbild sein

Meine Eltern bemühten sich, immer vorbildlich zu sein. Meine Mutter zumindest. Ihr war es wichtig, dass nach außen hin immer alles gut aussah. Heute frage ich mich gelegentlich, was an ihr eigentlich authentisch war. Wie gesund kann es sein, immer alle Ecken und Kanten glattbügeln zu wollen, damit die Fassade hübsch ist?

Meine Lehrerin war da anders. Sie ging als noch nicht ganz fertige Lehrerin bestimmt mit guten Vorsätzen an diese ganze Unterrichterei und das Vorbilddings herran. Ihr Hauptfach war Kunst und das sagt vielleicht auch schon etwas aus. Die Grundschule in Berlin geht sechs Jahre lang, und sie war sechs Jahre lang unsere Klassenlehrerin ...

Im Laufe dieser Zeit sind ihre Vorsätze und die Vorbildfunktion allerdings ziemlich zerbröselt, was in einer Klasse mit 42 Kindern vermutlich kein Wunder ist. In der 4. Klasse stand sie uns so hilflos gegenüber, dass sie immer herumtobte, sie würde uns als Klassenlehrerin abgeben, wenn wir nicht endlich ... (beliebigen Lehrerwunsch eintragen). Leider leere Drohungen, denn sie mochte mich nicht und ich wäre sie wirklich gerne losgeworden.

Aber so lernte ich, dass Erwachsene auch mal die Beherrschung verlieren und rumbrüllen dürfen. Und dass man sie dafür nicht so ernst nehmen muss. Dafür versuchte sie uns (im Gegensatz zu meinen Eltern) politisch zu erziehen. Vermutlich gab es in den 70ern nicht viele Grundschulkinder, die über den §218 Bescheid wussten. Oder über Baader-Meinhof. Von denen war sie nämlich Fan. Ich schätze, heute würde ein Lehrer, der seinen Schülern eine terroristische Vereinigung rosa malt, wohl von der Schule fliegen.

Andererseits hat sie auch versucht uns zu kritischen Menschen zu erziehen (was ich auch erst viel später zu schätzen wusste, als ich mich von ihrem Mobbing erholt hatte), sodass wir in der Lage waren, uns eine eigene Meinung dazu zu bilden.

EHRLICH SEIN

Ich weiß nicht, ob ich das letztlich von meiner Lehrerin lernte oder vom Negativbeispiel meiner Eltern, aber ich habe in der Erziehung meiner Kinder immer den Grundsatz verfolgt, ehrlich zu sein und auch unangenehme DInge nicht zu verschweigen (oder zu beschönigen). Dabei bin ich mir sicher, dass meine Mutter alles im Grunde nur gut gemeint hat. Weil sie mich beschützen und ein "gutes" Kind aus mir machen wollte. Leider hat es dazu geführt, dass ich mir heute die Frage stelle, was für ein Leben meine Mutter eigentlich geführt hat. Z.B. bevor es mich gab. Weil hinterher Fakten herauskamen, die viel Spielraum für Fantasie lassen, v.a. wenn man sie im Gesamtzusammenhang sieht. Das kann mir aber niemand mehr erzählen. Und so etwas hätte ich für meine Kinder nie gewollt.

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Nun war ich schon immer Wahrheitsfanatikerin und habe sogar winzige Notlügen aus schlechtem Gewissen nach einiger Zeit immer gebeichtet. Aber es geht ja nicht nur um Wahrheit oder Lügen, sondern auch darum, Gefühle zu zeigen. Und anzusprechen, wenn es Probleme gibt. Wenn ich mit meinem Liebsten eine Meinungsverschiedenheit habe, dann habe ich sie in dem Moment, in dem sie entsteht, und nicht Stunden später. Dann knurren wir uns ein bisschen an und hinterher gibt's das Versöhnungsküsschen. Die Kinder amüsieren sich dann immer über uns.

Meine Eltern haben ihre Meinungsverschiedenheiten immer auf die Zeit vertagt, wenn ich schlief. Abgesehen davon, dass es mich übermenschliche Anstrengung kosten würde, bei so etwas nicht sofort zu platzen, nahm ich damals also weder am Streit noch an der Versöhnung teil. Falls es eine gab. Aber dass irgendetwas nicht stimmen konnte, lag trotzdem in der Luft.

SICH SELBST NICHT ZU ERNST NEHMEN

Natürlich habe ich mit meinen Eltern auch mal Quatsch gemacht, auch wenn das immer seltener wurde, je älter ich war. Aber trotzdem waren sie immer die Erwachsenen und "Vernünftigen". Das kann für ein Kind auch ganz schön erdrückend sein und zeichnet ein ziemlich trübfunzeliges Bild vom Erwachsenendasein. Ich hatte es deshalb auch nicht eilig, erwachsen zu werden. Weil "erwachsen" sein für mich "Spießer" hieß. Und Spießerdasein bedeutete: immer pflichtbewusst, kein Spaß im Leben und ständig über "die anderen" meckern.

Natürlich tue ich heute, was landläufig ​getan werden muss. Aber ich tue es auch mal nicht. Und Dinge, die nur nach außen schick aussehen, sind mir nicht wichtig. Wenn ich schlecht gelaunt bin (also so ziemlich jeden Morgen *g*) dann grummle ich vor mich hin und wenn ich albern rauf bin, dann sagen die Kinder "Ach, Mutter ..." und nehmen mich nicht ernst. Weil ich eben ein Mensch bin und kein Roboter. Aber wenn es drauf ankommt, stehe ich zu hundert Prozent hinter meiner Familie und ziehe den Mütter-(Oma-)Kampfanzug an, um sie zu verteidigen. Das hätte ich mir auch von meinen Eltern gewünscht, anstatt mir anzuhören, dass dieses und jenes ja nicht gehen würde, weil das ja noch nie jemand getan hätte ...

Keine Ahnung, ob es an der Generation meiner Eltern lag oder ob ich einfach nur ein Freak bin. Aber mir ist es wichtiger, meine Familie zu lieben und zu unterstützen, als ewig ein tadelloses Vorbild vorzugaukeln. Auch wenn ich dabei Fehler mache. Die hat mir aber noch niemand vorgeworfen.

Wie steht ihr zu eurer Vorbildfunktion? Erklärt ihr euren Kindern auch Dinge, die "man" angeblich besser nicht anspricht? Oder wartet ihr, bis sie älter werden? Lasst ihr alle Fünfe gerade sein, wenn euch nach einem "Ich bin heute nicht erwachsen"-Tag ist oder gibt es den bei euch gar nicht? Ich bin echt neugierig auf eure Gedanken dazu :-)

Habt einen schönen Tag!

Liebe Grüße
 

 

Petra A. Bauer

An manchen Tagen kann man einfach kein erwachsenes Vorbild sein

An manchen Tagen kann man einfach kein erwachsenes Vorbild sein

# Link | Petra A. Bauer | Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 08. März 2017 um 11:46 Uhr in FAMILIE, Mütter | 12753 Aufrufe | 1 Kommentar | Kommentare per RSS-Feed abonnieren
Tags: Vorbildfunktion, Perfektion, perfekte Mütter


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Corinna
08. März 2017 um 15:26 Uhr

Toller Artikel. Ich halte es im Prinzip genauso wie Du und verlasse mich da sehr auf mein Bauchgefühl.  Wenn ich das Gefühl habe, dass ein schwieriges oder unangenehmes Thema angesprochen werden sollte, dann mache ich das. Und wenn die Kinder fragen, dann versuche ich Antworten zu geben. Mir ist es lieber, sie erfahren solche Sachen von mir als womöglich dann ungefiltert von anderen, denn ich kann als Mutter wohl am besten einschätzen, was sie “verkraften” können und was nicht. Und Probleme gehören eh auf den Tisch, damit sie geklärt werden können, von beiden Seiten. Schon, weil ich versuche, meinen Kindern den Mut zu geben, ihre Meinung zu äußern. Ich kann mich noch erinnern, dass mir das bei meinem Vater ziemlich schwerfiel. Denn er war so ein tadelloses Vorbild und das hat mir Respekt eingejagt, aber auch die Sorge, den Ansprüchen nie genügen zu können, weil ich eben nicht so perfekt bin. Er stand für mich quasi unerreichbar auf einem Podest. Schon deshalb möchte ich kein perfektes Vorbild sein. Außerdem niemand ist vollkommen, auch Eltern nicht. Und ja, wenn ich so einen “Heute mag ich nicht erwachsen sein”-Tag habe, dann lasse ich gern auch mal alle Fünfe grade sein :-)

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